GESUNDHEIT
MAGENGESCHWÜRE, DIE VOLKSKRANKHEIT BEI PFERDEN
60 Prozent aller Turnier- und Freizeitpferde leiden an Magengeschwüren. Die Hauptursache sind eine falsche Fütterung und Stress. Am wenigsten leiden Pferde darunter, die viel Weidegang haben und regelmäßige kleine Futterrationen bekommen. Was kann man tun um dieser Erkrankung vorzubeugen und Magenprobleme zu vermeiden?
Magengeschwüre gelten inzwischen als die Volkskrankheit bei Pferden. Wissenschaftler die zum Thema Pferdegesundheit forschen und Ihr Wissen zur Verfügung gestellt haben sagen: „Magengeschwüre kommen bei allen Rassen vor, in allen Disziplinen und Altersgruppen. Am wenigsten leiden jedoch Pferde darunter, die viel Weidegang haben und regelmäßige Raufutterrationen bekommen“.
Thema Stress!
Die beiden Hauptauslöser für Magengeschwüre sind eine falsche Fütterung und Stress. Stress kann bei Pferden eigentlich überall auftreten. Er entsteht bei Pferden nicht nur bei Transporten oder in ungewohnten Umgebungen und Turnieren, sondern auch durch krankheitsbedingte Stehzeiten, Bewegungsmangel oder Änderungen in ihrer sozialen Struktur. Denn eins ist sicher, Pferde bilden starke emotionale Bindungen zu ihren Stallgefährten. Wenn sie getrennt werden, kann dies schlimmer für sie sein als wir denken oder erwarten.
Außerdem kann mangelnde Ruhe ein Grund sein. Wenn Pferde in ihrer Herde ständig Druck durch andere Pferde erfahren oder wenn Sie nicht genug schlafen können, setzt sie das in manchen Fällen unter Dauerstress. Auch wenn der Boxennachbar z. B. permanent mit seinem „Heu Spielzeug“ klappert und bollert oder beim Fressen herüber giftet, kann das für dauernde Unruhe sorgen.
Ein weiterer nicht ganz unwesentlicher Faktor der ebenfalls auf den Magen schlagen kann und nicht zu unterschätzen ist, sind mehr oder weniger starke Schmerzen.
Was genau löst den Stress im Magen eigentlich aus?
„Bei akutem Stress, werden die Zellen in der Magenwand nicht mehr ausreichend durchblutet und bilden weniger schützenden Magenschleim, dann ist die Magenschleimhaut der Magensäure ausgesetzt was zu unangenehmen Schmerzen führen kann“ sagt die Biologin Sandra Löckener.
Auch Medikamente die ein Pferd eventuell über einen längeren Zeitraum einnehmen muss, können die Magenschleimhaut reizen – besonders nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAID) stellen hier gerne mal ein „Problem“ dar. Vor allem ein Magengeschwür welches im drüsenhaltigen Teil des Magens auftritt, hat seine Ursache meist in der Gabe von Medikamenten.
Wie bemerke ich ein Magengeschwür?
Magengeschwüre sind extrem schmerzhaft für Pferde, die rechtzeitige Diagnose ist daher sehr wichtig. Die Symptome sind jedoch leider nicht immer leicht zu ernennen. Es sind häufig nur kleine Veränderungen im alltäglichen Verhalten, die auf ein beginnendes körperliches Problem hinweisen. Daher ist es umso wichtiger sein Pferd gut zu beobachten und zu kennen und so zu wissen, welches Verhalten normal ist und welches nicht. Es gibt leider Pferde, die laufen ihr Leben lang mit mehr oder weniger schlimmen Magenproblemen herum, ohne das es je bemerkt wird. Pferde zeigen Ihren Schmerz sehr unterschiedlich, die einen „leiden stumm“ und die anderen „flippen regelrecht aus“. Jeder Pferdebesitzer muss das Verhalten seines eigenen Pferdes kennen und individuell interpretieren und deuten. Symptome die auf ein Magengeschwür hinweisen können sind zum Beispiel:
- giften beim Gurten,
- häufiges Leerkauen,
- Gähnen oder Flehmen,
- Fressunlust oder wechselnder Appetit,
- Gewichtsabnahme,
- negative Wesensveränderung,
- Durchfall,
- sogenanntes Aufstoßen,
- wiederkehrende Koliken
- allgemeiner Leistungsabfall, oft verbunden mit Widersetzlichkeit die sich im Training bemerkbar macht.
Da die Anzeichen so unterschiedlich sein können, sollte man bei dem kleinsten Verdacht einen Tierarzt hinzuziehen und sie Symptome abklären lassen und gegebenenfalls eine Gastroskopie zur Diagnosestellung machen lassen.
So entsteht ein Magengeschwür!
Ein Pferdemagen besteht aus zwei Teilen, wovon nur der untere Teil gegen die aggressive Magensäure geschützt ist. Magensäure macht Bakterien unschädlich und hilft bei der Verdauung des Futters.
Was viele nicht wissen: Die Magensäure hat einen so hohen Säuregehalt, dass man eine Verbrennung dritten Grades erleiden würde, wenn man seine Hand hinein halten würde. Wenn man sich das klar macht, ist es leichter zu verstehen, wie schnell Verletzungen der empfindlichen Magenschleimhaut entstehen können sobald der Säurehaushalt des Pferdemagens aus dem Gleichgewicht gerät.
Funktioniert der natürliche Schutzfilm der Magenschleimhaut nicht mehr ausreichend, kann es zu Reizungen, Magenschleimhautentzündungen (Gastrisis) oder im schlimmsten Fall zu Magengeschwüren kommen, die für das Pferd ausgesprochen schmerzhaft sind. Bereits innerhalt weniger Tage können sich schmerzhafte Magengeschwüre bilden. Werden diese nicht bemerkt und behandelt, können diese chronisch werden oder in die Magenwand einwachsen und dort Blutgefäße verletzen. So kann es unter Umständen zu schweren Blutungen oder im schlimmsten Fall sogar zum Magendurchbruch führen.
Häufige Auslöser
- Fütterungsfehler, Fütterungs- Futterumstellungen
- Verladen (Transporte), Turnier oder Kurzurlaube
- Umzug, Änderung der Umgebung
- Rangstreitigkeiten, Änderung in der Herdenstruktur
- Zu wenig Ruhe, zu wenig Schlafmöglichkeiten
- Andauernde Schmerzen
- Eingeschränkter Weidegang
- Krankheits- oder Verletzungsbedingte Boxenruhe
- Über- oder Unterforderung
Die Behandlungen
Zur Therapie werden Medikamente eingesetzt, die die Produktion der Magensäure reduzieren. Der am häufigsten eingesetzte Wirkstoff ist „Omeprazol“ (GasroGard). Es hemmt die Säureproduktion und bringt dem Pferd sofortige Erleichterung und Linderung der Schmerzen. Vorbeugend und zur Nachbehandlung kann man Zusatzfuttermittel geben, die den Magen vor Übersäuerung schützen und die Magenschleimhaut stabilisieren. Laut der Wissenschaftlerin Sandra Löckener ist ein Mash aus 100g Leinsamen und 100g Haferflocken eine gute Möglichkeit um die schützende Schleimschicht zu unterstützen. Wenn das Pferd schon an Substanz verloren hat, kann man gut 70g Weizenkleie und 100g eingeweichte Rübenschnitzel hinzugeben.
Medikamente und Zusatzfuttermittel sind der erste Schritt. Der Zweite und sehr wichtige Schritt ist es jedoch herauszufinden, was der Auslöser war und diesen abzustellen. Sonst sind weitere Magengeschwüre vorprogrammiert.
Kleine häufige Heuportionen als Wunderwaffe
Der Magen des Pferdes ist relativ klein und fasst nur etwa 18 Liter, was bedeutet, dass das Futter ihn schnell wieder verlässt. Ist der Magen aber leer, greift die Säure die Schleimhaut an, und dass vor allem bei schwerer Körperlicher Belastung. Daher sollte man nie auf leeren Magen trainieren, sondern vorher immer etwas Heu geben. Denn der beste Säure Puffer ist und bleibt Raufutter, insbesondere HEU! Aus diesem Grund, sollte ein Pferd immer so viel Heu oder Stroh zur Verfügung haben, dass Fresspausen nicht zu lange andauern.
Optimal ist es, wenn ein Pferd etwa 10 – 12 Stunden Heu oder Gras frisst – und das im besten Fall auf 24 Stunden verteilt.
Durch das Kauen des Heus bildet sich Speichel, der die Magensäure zusätzlich neutralisiert. Für den bestmöglichen „Einspeichlungsprozess“ ist es wichtig, dass das Pferd mit gesenktem Kopf frisst. So läuft der Speichel nicht wieder zurück in die Speiseröhre sondern bleibt während des Kauens im Maul.